Wir schreiben das Jahr 360 nach Christus:

Die Römer bevölkern seit nunmehr ca. 400 Jahren die linksseitige Rheinseite. Eine Spätblüte römischer Kultur in unserem Gebiet ermöglichte es den damaligen Bewohnern bis zum großen Hunnensturm Anfang des 5.Jahrhunderts n.Chr., höhergestellte Personen in den Steinsarkophagen zu bestatten, die sie in dem kleinen Freilichtmuseum hinter der Kirche besichtigen können zusammen mit einer Abbildung der hervorragend erhaltenen Grabfunde, die wegen ihres außerordentlichen Wertes im archäologischen Schaufenster in Speyer aufbewahrt werden. Die Römer waren ca. 60 v.Chr. unter Gajus Julius Cäsar im Zuge des Gallischen Krieges bis an den Rhein vorgedrungen und versuchten fortan, die Grenze gegen die unruhigen Germanenstämme durch Militäraktionen weiter nach Osten zu verschieben. Diese Expansionsbestrebungen wurden allerdings 9 n.Chr. jäh gestoppt, als die Römer in der Varusschlacht im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage erlitten. Die Römer verhielten sich fortan defensiv und richteten mit dem Limes eine 550 km lange Grenzbefestigung gegen Osten ein, die gegen 100 n.Chr. vollendet wurde. In dieser Zeit dürfte die erste römische Ansiedlung in Gönnheim gegründet worden sein. Einen Aufschwung nahm die Ansiedlung in den Zeiten nach 250 n.Chr., als der Limes von den Alemannen überrannt wurde und der Rhein nunmehr die römische Ostgrenze bildete. Das Gönnheimer Landgut stellte zusammen mit den anderen Landgütern der Vorderpfalz die Grundversorgung der 7 am Rhein verteilten römischen Legionen (ca. 35000 Mann) sicher. Zwischen 350 und 360 n.Chr. brachen die Alemannen über den oberen Rhein und drangen plündernd und zerstörend nach Gallien vor, konnten von den Römern jedoch mit viel Mühe bei Straßburg besiegt und über den Rhein zurückgedrängt werden. In dieser Zeit muss eine Neugründung der Gönnheimer Villa Rustica erfolgt sein, denn die Funde stammen ausschließlich aus der Zeit nach 360 n.Chr. vielfach sogar eher aus dem frühen 5. Jahrhundert n.Chr. Dies ist besonders bemerkenswert, da man bisher davon ausgegangen war, dass in dieser Gegend mit den Kriegen der Magnentiuszeit um 350 n.Chr. ein starker Niedergang der römischen Kultur, speziell auf dem flachen Land, einsetzte.

Dem widersprechen nun die Gönnheimer Grabfunde:

Bei Baggerarbeiten zur Erschließung eines Neubaugebietes wurde im Jahre 2001 ein Gräberfeld entdeckt, das zu einem in der Nähe gelegenen römischen Landgut gehört haben musste.

Unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Bernhard von der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Archäologie Speyer begannen die Grabungsarbeiten im Mai 2001. Alle Gräber enthielten teils sehr reichhaltige Grabbeigaben, darunter mehr als 20 Glasgefäße, die vom Wohlstand der hiesigen Bevölkerung zeugen. Neben den Gläsern, die aus spätantiken Glashütten stammen, fanden sich Tongefäße aus Argonnensigilata (Nordfrankreich), sowie einfachere Keramik aus dem Neuwieder Becken (Mayen). Besonders die Funde aus den Steinsarkophagen befinden sich in einem vorzüglichen Erhaltungszustand, während gerade die Gläser aus den einfachen Erdgräben infolge Erddrucks vielfach gebrochen waren und nun aufwendig restauriert werden müssen.

Die Steinsarkophage selbst stammen offenbar aus einem Steinbruch an der Haardt. Von dort mussten die jeweils ca. 1,5 Tonnen schweren Stücke mit Fuhrwerken an den Bestattungsplatz gebracht werden, wo sie mittels Flaschenzügen senkrecht in die Grube gelassen wurden.

Im Jahre 2007 wurden weitere 3 Steinsarkophage freigelegt, die von März bis September unter Aufsicht des Grabungsleiters, Helmut Stickl fachmännisch ausgeräumt wurden. Dabei wurden teils komplett erhaltene, teils zerbrochene Glas-, Keramik- und Schmuck-Exponate gefunden, die im „Archäologischen Schaufenster“ in der Gilgenstraße in Speyer vom Restaurator der Archäologie Speyer, Herrn Schulte, aufwendig restauriert wurden und jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 10:00 und 16:00 Uhr besichtigt werden können.

Das Ende dieser römischen Spätblüte im vorderpfälzischen Gebiet kam, als in der Folge des Hunnensturms aus dem Osten die große Völkerwanderung einsetzte (um 400 n.Chr.). Um das römische Kernland - Italien - zu schützen, wurden die Legionen vom Rhein abgezogen. Die nun schutzlose Rheingrenze wurde eine leichte Beute der nachdrängenden Germanen.

Die neuen Herren brachten ihre eigenen Gesetze und Riten mit und beendeten die Römerherrschaft in Mitteleuropa und damit auch in Gönnheim.

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